Das Umfüllen eines erlesenen Weins in einen Dekanter ist ein Prozedere, das zu einem festlichen Souper oftmals dazu gehört. Allerdings herrscht vielfach Unklarheit darüber, welche Weine dekantiert werden sollten und bei welchen man dadurch schlimmstenfalls nicht nur das Bouquet zerstören würde.
Viele Weinliebhaber sind überzeugt, dass nur reife Weine dekantiert werden sollten. Sicher ist es nicht vollkommen falsch, dieser Empfehlung zu folgen. Allerdings verfügen einige Weine heute nicht mehr über so viel Depot, dass sie dekantiert werden müssten. Sehr reifen und alten Jahrgängen könnte ein Dekantieren sogar mitunter schaden, wenn das Bouquet durch die Luftzufuhr verloren geht. Andererseits können verschlossene Weine durch das Dekantieren zugänglicher werden.
Junge Weine sind oft von ausgesprochen fruchtiger Note. Auch wenn sich mitunter schon etwas Depot gebildet haben sollte, empfiehlt es sich nicht, diese zu dekantieren, da sie dadurch ihre Frucht verlieren könnten.
Dem Wein wird durch das Dekantieren Luft zugeführt, sodass er sein Bouquet voll entwickeln kann. Bei einem etwa 10 Jahre alten Pinot blanc kann bis zu zwei Stunden dauern, bis sich dieser im Dekanter geöffnet hat, ein gleichaltriger italienischer Barolo benötigt mitunter bis zu vier Stunden. Bei einem langlebigen Bordeaux kann dies, je nach Jahrgang, eine halbe bis volle Stunde benötigen, bei einem Pinot noir hingegen etwas weniger.
Dekantiergefäße | Dekantieren von Wein
Geeignete Dekanter für dieses Vorgehen haben einen schmalen Flaschenhals und sind bauchig in der Mitte. Für das Befüllen eignen sich überdies spezielle Dekantierausgießer. Bei diesen wird das Depot im Gefäß zurückbehalten und der Wein sozusagen abgegossen. Einige Weinliebhaber schwören auf den Einsatz einer sogenannten Dekantierwiege. An dieser befindet sich eine Kurbel, mit der der Neigungswinkel der Weinflasche fein justiert werden kann. Etwas herkömmlicher mögen dagegen Dekantierkörbe sein, die ein langsames Absetzen des Depots in der Flasche ermöglichen. Mit Hilfe eines Dekantiertrichters hingegen lässt sich der Wein sehr einfach in eine Karaffe füllen, denn das Depot verbleibt in einem Sieb zurück.
Rotweine, die über einen hohen Tanningehalt verfügen, sollten dekantiert werden. Je jünger ein Wein ist, desto eher sollte er vor der Degustation dekantiert werden. Älteren, sehr reifen Weinen könnte ein Dekantieren unter Umständen hingegen schaden. Hilfreich ist es, die Farbentwicklung des Weins zu beobachten.
Rotweine, die Granat- bis Ziegelrot sind, sollten dekantiert werden. Depot kann aber auch bei Weißwein entstehen.
Kellnerbesteck zum Dekantieren von Wein
Zum Dekantieren benötigen Sie ein sogenanntes Kellnerbesteck, zu dem ein Kapselschneider, ein Korkenzieher sowie ein Kronkorkenöffner gehört. Mithilfe des Kapselschneiders trennen Sie die Kapsel am oberen Rand der Bandmündung am Flaschenkopf durch, sodass sich der Kapselhut einfach abnehmen lässt.
Während des Dekantierens sollte der Wein behutsam in den Dekanter gegossen werden. Hier ist es hilfreich, die Weinflasche bereits einige Stunden vor Genuss stehend zu lagern, damit sich das Depot am Boden absetzen kann. Zudem sollte etwas von dem Wein vorab im Dekanter geschwenkt werden, um ihn damit zu spülen. Dieses sogenannte Avinieren dient der Bindung etwaiger fremder Geruchsstoffe.
Wichtig ist, dass der Dekanter nach dem Befüllen kühlt gelagert wird, damit der Wein zur Degustation nicht zu warm ist. Ideal sind dabei, je nach Wein etwa 14 bis 16° Celsius.
Da durch diese Art des Dekantierens vereinzelt eine nicht unerhebliche Menge des Weins wegfällt, werden hierfür auch Baumwollfilter oder Weinsiebe verwendet.
Ein besonderer Tipp ist es, das Depot eines alten, erlesenen Burgunder zu genießen, da durch das Dekantieren dieses Weins sonst bis zu gut einem Drittel verloren gehen können. Das Depot mag durch die Flockung nicht sehr appetitlich aussehen, doch ist es hocharomatisch und außerordentlich süß.
Kommentare
Also, über das dekantieren von Weissweinen wird endlos gestritten, hier nicht, kaprizieren wir uns auf Rotwein!
Da gibt es erst mal Rotweine, die zum „alsbaldigen Verbrauch“ bestimmt sind, die haben kein Depot (Gruss am Boden) wenn sie vorm Schulpflichtigen Alter getrunken werden, wozu sie da sind. Wahrscheinlich sind das Mengenmässig mehr als 95 % am Markt.
Dann gibt es die Rotweine Typ: „dicke Tinte“. Die haben ein- bis mehrere Jahre Fasslagerung hinter sich, da fällt nicht gleich schon wieder ein Bodensatz aus nach ein oder zwei Jahren in der Flasche. Wenn doch gleich Bodensatz da ist, hat der Winzer den Bodensatz des Fasses abgefüllt oder der Wein hat die vorgeschriebene Fasslagerung nicht gemacht. Punkt!
Bei diesen „dicken Tinten“ gibt es nun durchaus das Phänomen „Kindermord“, also einen Wein, der gelagert werden sollte, weit vor der Zeit zu trinken. (wer legt sich schon ein- oder zwei Dutzend Flaschen weg zum Altern, ohne vorher mal eine probiert zu haben?) In dem Fall kann das (muss aber nicht) Belüften durchaus ein Gewinn sein und die Tannine und Gerbsäuren etwas abmildert.
Elio Altare, einer der höchst gelobtesten Barolo-Winzer erzählte mal, sein Vater hätten den Kunden immer gesagt, wie gut der Wein wohl nach 20 Jahren Lagerung sein wird. 20 Jahre alte Barolos seines Vaters hätte man nur noch wegkippen können, gestand der Sohn! Sorte und Namen alleine machen es auch nicht, ich habe schon mal einen Brunello von Weingut im Besitz eines der grössten Getränkeherstellers Italiens (an Fachwissen mangelte es bestimmt nicht) gehabt, der nach 10 Jahren hinüber war. Die „eleganteren“, lagerfähigen Weine bleiben eher konstant, sie werden nicht besser und nicht schlechter und setzen keinen Bodensatz an, aber das war dann auch keine „dicken Tinten“ !
Anyway, also die gealterten „dicken Tinten“ sollte man erst mal „vorsichtig“ behandeln, das heisst wenig bewegen. Wenn ich so eine Flasche aus dem Keller hole, wird die eine Woche vor Trinken aufrecht hingestellt. Dann die Kapsel abschneiden und vorsichtig, ohne zu rucken oder zu kippen entkorken. Es gibt solche Korkenzieher, die man nur zu drehen braucht, dann kommt der Korken Ruck frei heraus. Ich nehme kein Probeglas, dann müsste ich die Flasche ja kippen und wieder aufrichten, wirbelt Bodensatz hoch! Gleich auf volles Risiko dekantieren, aber dafür ein Maximum an Wein aus der Flasche bekommen. Wenn der Wein hinüber ist, habe ich den Dekanter eben vergeblich verschmutzt. Ob es sinnvoller wäre, den Wein mit möglichst wenig Luft umzufüllen oder richtig zu dekantieren, ich weiss es nicht. 2012 zu Weihnachten habe ich eine 25 Jahre alte Flasche Cabreo (dekantiert) gegen eine 5 Jahre alte Flasche Cabreo „antreten“ lassen, nach übereinstimmender Meinung aller war die 20 Jahre ältere Flasche die „Bessere“ !