Guide Michelin Italien

Guide Michelin – künftig nur noch online?

Es ist keine Neuigkeit, dass Printmedien niedrige Absatzzahlen vermelden und ihre Aktivitäten ins Netz verlagern. Dass jetzt auch eine französische Gourmet-Institution nachzieht, hat die Branche allerdings doch verwundert. Der „Guide Michelin“ will seine Webpräsenz stärken und lockt mit gekauften Beiträgen – auch für sternelose Köche.

Die Meldung mit fast schon revolutionärem Charakter fand hierzulande, vielleicht sogar erwartungsgemäß, nicht dasselbe Echo wie in Frankreich, wo der „Guide Michelin“ zukünftig ausschließlich online erscheinen soll. Wann immer Printerzeugnisse in der Vergangenheit „digitalisiert“ wurden, sei es um sie ausschließlich oder ergänzend im Netz zu publizieren, gab es einen Aufschrei. Vom Verfall der Werte bis zum prophezeiten Untergang gedruckter Erzeugnisse generell. Nichts davon wird, aller Voraussicht nach, den Tatsachen entsprechen und eintreten. Dass der „Guide Michelin“ hier allerdings bezahlte Artikel in Spiel gebracht haben soll, hat doch einen etwas unziemlichen Beigeschmack.

„Guide Michelin“ will „Michelin Restaurants“ einführen

Für den französischen Raum sei zunächst eine Website unter dem Namen „Michelin Restaurants“ geplant. Führt sich damit einer der renommiertesten  Gourmetführer der Welt ad aburdum? Schafft sich der Restaurantführer selbst ab? Unter „Michelin Restaurants“ sollen zunächst die Inhalte der frankreichrelevanten Michelin-Bewertungen abrufbar sein, was möglicherweise einen Relaunch der Seite zur Folge haben könnte und im Hinblick auf die Bedienfreundlichkeit der Seite positiven Effekt haben würde. Auch die Entwicklung von „Guide Michelin“-Apps für Smartphones ist eher ein konsequenter Ausbau digitaler Präsenz.

Etwas sensibler wurde indes die Ankündigung von Jean-Dominique Senard, dem Michelin-Oberen aufgefasst, dass künftig auch Restaurant, die bisher keine Aufnahme in den „Guide Michelin“ verzeichnen konnten, Werbeflächen kaufen können.

Restaurantbewertungen kaufen im „Guide Michelin“?

Für 69 Euro sollen Informationen wie Speisekarten oder Fotos unter dem guten Namen des Michelin für den Webauftritt gebucht werden können. Ein eher geringer Preis, gemessen an dem weltweiten Renommee des Gourmet-Führers. Jean-Dominique Senard soll die digitale Umstrukturierung als Weg zum Aufbau einer wahren Restaurant-Suchmaschine bezeichnet haben.

Ein zusätzliches Novum: Gastkommentare von Internetnutzern sind nicht nur erlaubt, sie sind vom „Michelin“ erwünscht, auch wenn sie reglementiert werden sollen. Eine Ankündigung, die unter den Sterne-Köchen in der französischen Presse für Empörung sorgte. Joël Robuchon, der „Jahrhundertkoch“ sieht hier das großes Konfliktpotential zwischen dem Guide und den Köchen entstehen.

Sterneköche werden von Laien bewertet

Im Le Monde vom 13. Januar seine Zusammenarbeit mit dem „Guide Michelin“ in Frage gestellt für den Fall, dass es zu Problemen kommen sollte.

Diese Art der Restaurantbewertung durch Gäste wird von anderen Guides und Gourmetpublikationen wie der Weinzeitschrift Falstaff bereits angewandt und im Grunde handelt es sich bei den Bewerten ohnehin nicht um akademische Menütester. Es bleibt abzuwarten, wie der „Guide Michelin“ online vom Gourmet-Publikum angenommen wird.

Wenn Sie die schon existierende Variante des Michelin Guides für Restaurants bestellen möchten, können Sie dies via Amazon tun.

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